Februar 2004

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Bedrohte Reptilien im Bayerischen Wald Dia-Vortrag beim Naturpark

Rund dreißig Naturfreunde aus Nah und Fern fanden sich zum Naturpark-Diavortrag „Bedrohte Reptilien im Bayerischen Wald“ in der Viechtacher Pfahl-Infostelle ein. Das lateinische Wort „Reptil“ bedeutet so viel wie „Kriechtier“ und weist damit auf den heute meist bodennahen Lebensraum hin. Reptilien haben zu früheren Zeiten - z.B. als Dinosaurier im Erdmittelalter - das Tierleben auf der Erde beherrscht. Heute führen sie in unseren Breiten ein eher verstecktes und vielfach bedrohtes Leben. Am ehestens entdeckt man die wechselwarmen Miniatursaurier beim Sonnenbaden. Um aktiv zu werden und ihren Stoffwechsel anzuregen, müssen diese sonnenhungrigen Tiere Wärme „tanken“. Referent Peter Niebergall, Diplom Agrar-Ingenieur, zeigte beeindruckende Tierporträts von heimischen Echsen und Schlangen aus seinem umfangreichen Dia-Archiv. Er informierte dabei über die Lebensweise, den Lebensraum sowie Gefährdungsursachen. Die besonders geschützte und potentiell gefährdete Zauneidechse nutzt gerne locker bewachsene Böschungen und Hecken, sonnige Feldraine, Lesesteinhaufen oder Steinbrüche als Lebensraum. Hier findet sie bei Gefahr schnell Unterschlupf und jagt nach Insekten, Würmern und kleinen Nacktschnecken. Während der Paarungszeit im Mai und Juni tragen die Männchen ein leuchtend grünes Hochzeitskleid. Das Weibchen legt die Eier in einen sandigen, lockeren Boden. Die im August schlüpfenden Jungtiere sind von Anfang an vielen Gefahren ausgesetzt. Natürliche Fressfeinde, wie Elster, Igel oder Wiesel, aber auch freilaufende Hauskatzen stellen ihnen nach. Im täglichen Überlebenskampf büßen die Eidechsen häufig ihren langen Schwanz ein. Dieser wächst zwar bei den meisten Tieren wieder nach, aber erreicht nie mehr die ursprünglich Länge. Auch die Blindschleiche hat diese besondere Fähigkeit. Die Blindschleiche sieht vielleicht auf den ersten Blick wie eine Schlange aus, sie gehört aber ebenso zu den Echsen. Im Gegensatz zur Zauneidechse bewohnt sie auch gerne feuchtere Biotope. Sie lebt hier sehr versteckt, sonnt sich gerne in guter Deckung und wärmt sich unter Holz-, Stein- und Rindenstücken auf. Auch in naturnahen Gärten finden sich diese Kriechtiere und jagen hier nach kleinen Schnecken, Spinnen und Insekten. Bekommt man sie in seinem Garten zu Gesicht, sollte man selbstverständlich auch dieses harmlose Kriechtier dulden. Den Waldeidechsen dienen dagegen auch höher gelegene, bewaldete Gebiete als Lebensraum – man nennt sie deswegen auch Bergeidechsen. Sie leben hier in Heiden, Lichtungen, Waldrändern oder Mooren. Um genügend Wärme zu erhalten, klettert das kleine Reptil in der Morgen- und Abendsonne oft an Baumstämmen empor. Die Waldeidechse ist eine wichtige Beute von jungen Kreuzottern, mit der sie sich den Lebensraum teilt. Die besonders geschützte und stark gefährdete Kreuzotter hat auf dem Rücken ein schwarzes oder braunes Zickzackband. Neben den meist grau bis dunkelbraunen Exemplaren finden sich im Bayerischen Wald oft auch schwarze Schlangen. Diese einzige heimische Giftschlange ist sehr scheu und störungsempfindlich. Die Kreuzotter greift Menschen niemals von selbst an. Nur wenn sie sich direkt bedroht fühlt, kann sie zubeißen. Als erwachsenes Tier wird sie meist 50 bis 60 Zentimeter lang und ernährt sich hautsächlich von Mäusen, die sie mit ihren Gift tötet. Die Ringelnatter lebt meist in der Nähe von Gewässern. Die bis zu 1,2 m lange, oberseits grau bis braungrün gefärbte Natter ist deutlich an ihren gelben halbmondförmigen Flecken am Hinterkopf zu erkennen. Sie sonnt sich gerne zusammengeringelt. Bei Gefahr stellt sie sich tot, legt sich auf den Rücken und versucht mit aufgerissenen Maul und krellen Bauchfarben den Angreifer abzuschrecken. Zur Not sondert sie zusätzlich ein übelriechendes Sekret ab. Im Wasser schwimmt sie geschickt und taucht bei Gefahr ab. Ihre Beute, z.B. Lurche aber auch Eidechsen und vereinzelt kleine Fische, verschlingt die Ringelnatter lebend. Die besonders geschützte und gefährdete Schlingnatter hat auf dem Rücken einzelne dunkle Flecken, aber kein durchgehendes Zickzackband wie die Kreuzotter. Sie bevorzugt sonniges und trockenes Gelände wie Steinbrüche, Waldränder oder Trockenrasenstandorte. Die bis zu 70 cm lange Schlingnatter tötet größere Beute wie beispielsweise Eidechsen oder Mäuse durch Umschlingen. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Lebensbedingungen für unserer heimischen Reptilien zunehmend verschlechtert. Viele typische trockene Lebensräume, wie z.B. Heiden, Raine, Böschungen, werden nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, so dass sie zunehmend verbuschen und den wechselwarmen und daher sonnenbedürftigen Reptilien gleichsam das „Licht“ ausgeht. Viele feuchte Lebensräume wie Moore, Sumpfwiesen oder naturnahe Ufer wurde trockengelegt oder verändert, so dass sich hier die Lebensbedingungen für Kriechtiere – wie z.B. der Kreuzotter oder der Ringelnatter - gravierend verschlechterten. Störungen durch eine intensive, ungelenkte Erholungsnutzung oder die Zerschneidung der Lebensräume durch Strassen sind weitere wichtige Gefährdungsursachen. Die Restbestände sind häufig nicht mehr miteinander vernetzt, so dass kein Austausch mehr erfolgen kann. „Reptilienschutz bedeutet in erster Linie den Schutz ihrer Lebensräume.“ So schildert Referent Peter Niedergall diesen wichtigen Grundsatz des Artenschutzes. Naturpark-Mitarbeiter Matthias Rohrbacher bedankte sich zu Ende der Veranstaltung beim Referenten für seinen spannenden Dia-Vortrag. Er wies auf ein Informationsblatt zur Kreuzotter hin, dass erst kürzlich von der höheren Naturschutzbehörde herausgegeben wurde. Es kann beim Naturpark Bayerischer Wald e.V. unter der Telefonnummer 09942 - 904864 bezogen werden.

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