Juni 2003

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Deutschlandweite Raritäten vorgestellt Botanik-Exkursion in Haunstein

Der Naturpark Bayerischer Wald e.V. hat zusammen mit dem LBV, dem BN und dem Katholischen Kreisbildungswerk Freyung-Grafenau zu einer gemeinsamen Exkursion nach Haunstein im Gemeindegebiet von Schöfweg geladen. Der Referent Karel Kleyn führte die Gruppe auf die LBV-eigenen Flächen und auf andere extensiv genutzte Wiesen im östlichen Bereich des Brotjackelriegelgebietes. Seinen Angaben zufolge ist dieses Areal, mit einer derart hohen Dichte an extensiv genutzten Bergwiesen, mittlerweile Deutschlandweit eine Einmaligkeit. Die bisherigen Gesetze und Naturschutzprogramme sehen den Schutz von Mager- und Trockenstandorten sowie von klassischen Feuchtwiesen vor. Die früher als produktiv eingestuften Heuwiesen, die man heute mehr als „mäßig intensiv gedüngt“ einstufen würde, fallen aber durch alle Raster bei den Vorschriften. Ihr Schutz unterbleibt derzeit. Für diese blumenreichen Wiesen wird in den kommenden Jahren ein vernünftiges Konzept erforderlich sein. Das Problem wird sein, wie man die Düngeintensität kontrollieren kann. Die Pflanzenzusammensetzung dieser früher typischen Heuwiesen wurde anhand einer Fläche etwas näher untersucht. Arten wie der Frauenmantel, die Sterngrasniere, die rundblättrige Glockenblume, Arnika und Katzenpfötchen sowie einige typische Seggen - Arten kommen dort vor. Es ist aber nicht nur die Botanik interessant, sehr viele Schmetterlingsarten kommen zum Beispiel auf dem Kleinen Wiesenknopf vor oder an den verschiedenen Distelarten. Früher war das Blühen dieser Wiesen, bedingt durch den Arbeitsfortschritt beim Heuen, kein Problem. Man konnte keine allzu großen Flächen bearbeiten, so dass immer irgendwo etwas Gras stehen blieb, die Blumen und Kräuter absamen konnten und auch für Brutvögel genügend Platz blieb. Ein zentral organisierter, früher Siloschnitt heutzutage „räumt“ oft ganze Gemeindegebiet bereits im Mai innerhalb von ein bis zwei Tagen ab. Selbst Landwirte die nicht mitmachen wollen, haben aus wirtschaftlichen Gründen keine Chance. Ein weiteres Problem besteht darin, dass man heute seinen Viehbestand auf derartiges Heu aus Extensivwiesen ausrichten muss. Das erfordert eine gewisse Programmsicherheit bei den Förderprogrammen, weil man hier sehr langfristig denken muss. Eine Schwierigkeit besteht auch bei abgeholzten Fichtenmonokulturen, weil dort zunächst nur eine Beweidung möglich ist. Für die Beweidung sehen die Naturschutz-Förderprogramme aber derzeit eine wesentlich schlechtere finanzielle Unterstützung vor, als für Mähwiesen. Ungerecht ist, dass zum Erhalt der Almen in Oberbayern jährlich einige Millionen Euro staatlicher Fördergelder ausgegeben werden, während für den Bayerischen Wald nichts vergleichbares existiert. Gerade die extensiven Heuwiesen bieten aber auch für den Tourismus ein interessantes und abwechslungsreiches Angebot das ganze Jahr hindurch. Wenn einige Arten verblüht haben, kommen wieder andere wie zum Beispiel der Teufelsabbiß oder das Heidekraut. Außerdem ist zahlreichen Tierarten wie dem Neuntöter oder in Gewässernähe dem Fischotter und auch dem Schwarzstorch geholfen. Ein zweiter Exkursionspunkt widmete sich den früher sehr weit verbreiteten Wässerwiesen. Diese sind heute verschwunden, obwohl früher Schätzungsweise ein Drittel der Freiflächen mit dieser Art der Wiesenbewässerung bewirtschaftet wurden. Das Einleiten von Quellwasser oder auch das Ausleiten von kleinen Wiesenbächen und die sich daran anschließende Überflutung von Wiesenflächen bewirkte ein frühes ausapern des Schnees und brachte Nährstoffe auf die Fläche. Die Dünger waren früher sehr rar, mit dem Wasser konnte die Fruchtbarkeit der Wiesen deutlich gesteigert werden. Meist wurde dann nach dem ersten Schnitt das Ausbrennen durch eine oft folgende Trockenheit mit der Wiesenbewässerung abgemildert. Etwa zwei bis drei Tage vor dem Mähen wurde mit der Wiesenbewässerung aufgehört, damit es nicht zu feucht zum Bearbeiten war. An diesen Feuchtflächen hingen auch viele Nebennutzungen wie z.B. die Kräuternutzung, das holen von Brunnenkresse im Frühjahr oder aber auch die Nutzung der Froschschenkel, was heute aus Tierschutzgründen verboten ist. In den 50er und 60er Jahren des letzen Jahrhunderts wurden dann viele Wässerwiesen aufgegeben. Dies hatte mehrere Gründe. Es trat eine Umstrukturierung der Landwirtschaft ein, weil nicht mehr drei Generationen am Hof wirtschafteten. Mit den aufkommenden Traktoren konnten etliche Flächen gar nicht befahren werden, für Sensenmahd und heraustragen fehlten die Arbeitskräfte. Der allmähliche Einsatz von handelsüblichen Düngern tat sein übriges dazu. Viele Standorte hagerten aber nach dem Auflassen der Wässerwiesen aus und wurden danach als Grenzertragsböden aufgeforstet. Sehr viele Flächen wurden auch melioriert und aufgedüngt. Experten zufolge hat sich seit den 50er Jahren des letzen Jahrhunderts fast alles komplett geändert. Die Meinung, dass sich bei uns noch nicht so viel getan hat, stimmt nicht. Ein Teil der heutigen Hochwasserproblematik an den Flüssen geht aber sicherlich darauf zurück, dass das Wasser nicht mehr breit auf der Fläche verteilt wird und viele Gräben und Bäche zugeschüttet und verrohrt wurden. Die ganze Landschaft an den Flussoberläufen dient teilweise wie ein Trichter dem schnellen Wasserabfluss nach Regen- oder Gewitterereignissen. Die katastrophalen Zustände versucht man dann an den Flussunterläufen mit einem Aufschütten der Dämme und allen möglichen Hochwasserverbauungsmaßnahmen für teures Geld in den Griff zu bekommen. Hier müsste ein Umdenken wieder helfen, die Ursachen zu beseitigen und nicht an den „Symptomen zu kurieren“. Dabei muss künftig ein ressortübergreifender Dialog zwischen Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz Platz greifen, zum Nutzen für alle. Nach dieser interessanten und abwechslungsreichen Exkursion bedankte sich Bildungsreferent Hartwig Löfflmann vom Naturpark Bayerischer Wald e.V. unter der Dorflinde von Haunstein beim Referenten und bei allen Teilnehmern sowie den Feriengästen.

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Unterwegs mit dem Naturpark Erlebniswanderung jeden Mittwoch am „Großen Pfahl“ in Viechtach

Der Pfahl ist eines der beeindruckendsten Naturdenkmäler im Bayerischen Wald. Wie ein Riss im Gebirgsgrund zieht er sich über nahezu 150 km vom Naabtal in der Oberpfalz bis Nahe Linz in Oberösterreich. Entlang dieser Linie wurde vor ca. 275 Millionen Jahren das Gebirgsmassiv des Bayerischen Waldes von einem einschneidenden Ereignis geprägt. Aus dem Erdinnern drangen heiße Quarzlösungen in diese Schwächezone der Erdkruste ein und bildeten den Pfahlquarz. Abtragung und Verwitterung haben diese sehr harte Gestein im Laufe der Jahrmillionen freigelegt. Als landschaftliches Wahrzeichen zeigt sich der Pfahl in den weißen Felsenriffen aus Pfahlquarz, wie sie in den Naturschutzgebieten „Großer Pfahl“ oder „Pfahl bei Weißenstein“ zu sehen sind. In der Sagenwelt wird der Pfahl als der Kamm eines Drachen beschrieben, der im Erdinneren ruht. Einige seltene Tiere und Pflanzen besiedeln diesen „Extremstandort“. Der „Ameisenlöwe“ wartet in seinem Fangtrichter am Felsenfuß auf seine Beute. Fledermäuse haben in den Felsritzen ihre Tagesquartiere. Zauneidechsen und Schlingnattern sonnen sich auf den Felsvorsprüngen. Um diese einzigartige Naturschöpfung dem Besucher näher zu bringen, bietet der Naturpark Bayerischer Wald e.V. regelmäßig naturkundliche Wanderungen in der Pfahlregion an. Von Juni bis September können Interessierte jeden Mittwoch an einem Rundgang durch das Naturschutzgebiet „Großer Pfahl“ teilnehmen. „Von Drachenkamm, Ameisenlöwe und Pfahlkiefer“ – so lautet der Titel dieser naturkundlichen Wanderung für Jung und Alt. Treffpunkt ist jeweils um 15.00 Uhr am Parkplatz „Großer Pfahl“ an der B85 – Brücke bei Viechtach. Der Rundgang dauert ca. 1,5 Stunden und ist kostenfrei. Anmeldungen bitte unter der Telefonnummer 09942-90 48 64 bis zum Vortag an.

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Botanik – Exkursion in Haunstein Blumenreiche Wiesenlandschaften am Brotjackelriegel

Im Rahmen des Naturpark - Bildungsprogramms 2003 bietet der Naturpark Bayer. Wald e.V. zusammen mit dem Landesbund für Vogelschutz, dem Bund Naturschutz und dem Katholischen Kreisbildungswerk eine Botanik - Exkursion in der Gemeinde Schöfweg im Landkreis Freyung-Grafenau an. Treffpunkt ist am Sonntag, 15.06.2003 um 14:00 Uhr an der Linde in der Ortsmitte von Haunstein. Von dort weg geht es zu Fuß weiter. Karel Kleyn wird die Exkursion leiten. Auf den Wiesen findet man eine reiche Blumenflora und verschiedene Orchideen. Es kommen Zahlreiche Schmetterlings- und Insektenarten vor. Geplant sind noch größere Wiedervernässungen und das Offenlegen einer Fläche durch Rodung von etwa zwei Hektar Aufforstungen. Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt und dauert etwa zwei Stunden. Wetterfeste Kleidung und gutes, wasserfestes Schuhwerk sind erforderlich. Anmeldung ist nicht notwendig. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

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Naturpark-Infostelle für den Landkreis Deggendorf Würzingerhaus Außernzell wirbt für Kulturlandschaftserhalt

Am Dienstag, 25.03.2003 wird Regierungspräsident Dr. Walter Zitzelsberger im Würzingerhaus in Außernzell eine neue Naturpark-Infostelle für den Landkreis Deggendorf eröffnen. Eine Zielsetzung der Bildungsarbeit im Naturpark Bayerischer Wald e.V. war, dass für jeden der vier Mitgliedslandkreise eine Anlaufstelle für Gäste und Einheimische geschaffen wird. Das Würzingerhaus in Außernzell, gegründet vom Kloster Niederalteich aus, wurde bereits um das Jahr 1000 erwähnt und hatte sich als Wirtschaftshof und Gastwirtschaft mit Metzgerei über Generationen hinweg einen Namen gemacht. Die Gemeinde hatte dann, das nach dem Zweiten Weltkrieg verkommene Anwesen im Ortskern erworben und restauriert. Mit Bürgerhaus, Dorfladen, Gaststätte, Gemeindebücherei und Gemeindeverwaltung war ein neuer Dorfmittelpunkt entstanden. Im Dachgeschoss des Würzingerhauses wird nun eine Naturpark-Infostelle eröffnet. Die Ausstellung zum Kulturlandschaftserhalt, die mit dem Bau des neuen Naturpark-Informationshauses nun frei geworden war, wird präsentiert. Sie wurde erweitert, um das Thema Forchenhügel und um die Aufgabenschwerpunkte bei Außernzell. Der Forchenhügel bei Außernzell stellt eine naturräumliche Besonderheit dar. Rund um Außernzell gibt es aufgrund der geologischen Ausgangsvoraussetzungen relativ arme Kiefern-Wälder mit einer besonderen Tier- und Pflanzenausstattung. Die Artenzusammensetzung ist anders als im übrigen Bayerischen Wald üblich. Das Aufgabenspektrum von Naturparken kennt heute vier große Aufgabenbereiche: 1. Erholung und Besucherlenkung 2. Naturschutz und Landschaftspflege 3. Bildungsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit 4. Unterstützung der regionalen Entwicklung Mit der Naturpark-Infostelle können wesentliche Teile dieses Aufgabenspektrums abgedeckt werden. Neben der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Schutz dieser einmaligen Landschaft kann auch die Regionalentwicklung in Außernzell unterstützt werden. Außerdem stellt die Infostelle eine touristische Attraktion für den „Sonnenwaldbereich“ rund um den Brotjacklriegel dar. Durch die Kombination mit der Gaststätte sind auch regelmäßige Abendöffnungszeiten gewährleistet. Die Naturpark-Infostelle Würzingerhaus ist die einzige Infostelle im Naturparkgebiet, die von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen jeweils von 10:00 Uhr bis 20:00 Uhr, also zehn Stunden am Tag geöffnet sein wird. Danach bleibt immer noch die Möglichkeit zur Einkehr in der historischen Gastwirtschaft. Der Eröffnungsabend am 25. März ist nur für geladene Gäste reserviert, ab dem 26. März ist dann für die Allgemeinbevölkerung geöffnet, der Eintritt ist frei. Der Ausstellungsraum im historischen Gebäude kann künftig auch für Veranstaltungen, Vorträge, kulturelle Veranstaltungen usw. genutzt werden, da er mit einer speziellen Heizung auch in der kalten Jahreszeit auf „Kirchentemperatur“ gebracht werden kann.

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