Blühender Naturpark

mehr Vielfalt schaffen

Projekt zum Insekten- und Artenschutz im Naturpark Bayerischer Wald

Insekten bilden die artenreichste Tiergruppe, sie sind sowohl für den Erhalt der Biodiversität als auch für den Menschen als Ökosystemdienstleister von wesentlicher Bedeutung. In den letzten Jahren wird jedoch bayern- und bundesweit ein drastischer Rückgang von Insekten in Anzahl und Vielfalt verzeichnet. Besonders erschreckend sind die Ergebnisse der Langzeitstudie von HALLMANN ET AL. (2017), die in den letzten drei Jahrzehnten in Schutzgebieten einen Rückgang der Biomasse von Fluginsekten von bis zu 76 % ermittelte.

Ursachen können können das menschliche Handeln, bspw. die fehlende oder falsche Pflege des Offenlands, zu intensive Bewirtschaftung oder bauliche Nachverdichtung und Zerschneidung der Landschaft sein und führt meist zum Verlust der Biodiversität. D. h. alle Pflanzen-, Tier- und Insektenarten nehmen in ihrer Artanzahl, Arthäufigkeit und Zusammensetzung innerhalb der noch vorhandenen Lebensräume ab. Schlussendlich verschwinden Arten und sterben sogar aus. Im gesamten Naturpark Gebiet sind Refugien für Pflanzen und Insekten beeinträchtigt.

Daher gilt es diesen Rückgang effektiv gegenzusteuern, wertvolle Lebensräume wiederherzustellen, zu verbessern und zu sichern.

In der vierjährigen Projektlaufzeit sollen in den Landkreisen Freyung-Grafenau, Regen und Deggendorf auf über 100 ha mit altbewerten und schonenden Methoden artenreiche Mähwiesen angelegt werden. Mit Hilfe regionaler Landschaftspfleger und Landwirte sollen Mahd-, Drusch- und Saatgut von lokalen Flächen gewonnen und anderen Ortes ausgebracht werden. Die Empfänger- und Spenderflächen sollen hierzu in unmittelbarer Nähe liegen (max. 25 km), ähnliche Standortsbedingungen und denselben Naturraum aufweisen. Dies Eckpunkte sichern ab, dass es zu keiner ungewollten Florenverfälschung kommt und nur gebietseigene Pflanzenarten eingebracht werden. Mit angepasster extensiver Mahdnutzung soll sich in den Folgejahren blühende Wiesen entwickeln.

Die artangereicherten Wiesen werden neue Habitate für bisher fehlende lebensraumtypische Pflanzen- und Insektenarten sein. Zusätzlich können ökologische Nischen wiederbesetzt werden, beispielsweise wird erwartet, dass mehr Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten auf blühenden Wiesen beobachtet werden können. Neben den bereits genannten positiven Effekten soll auch eine Vernetzung der Lebensräume und Trittsteine für Arten geschaffen werden.

Das Projekt Blühender Naturpark ergänzt sich idealer Weise mit bereits laufenden Projekte zur Reduzierung der Lichtverschmutzung und Sternenpark Ausweisung im Naturpark.

 

Blühender Naturpark - Partner gesucht!

Der Naturpark sucht zuverlässige Partner für das Projekt Blühender Naturpark

Wollen Sie mithelfen und Wiesen in Ihrer Heimatregion wieder zum Erblühen bringen?

Im Projekt wollen wir

  • die ursprungliche Artenvielfalt der Wiesen im Bayerischen Wald erhalten bzw. wiederherstellen
  • artenarme Wiesen durch gezielte Maßnahmen optimieren
  • zu mehr Blütenreichtum in der Landschaftspflege verhelfen

Wir suchen

  • Wiesen in jedem Zustand (vergrast, verarmt, krautreich, artenreich, usw.)
  • Praktiker mit Manpower mit/ohne Maschinen für die Landschaftspflege

Melden Sie sich auch bei Flächen, die bereits einen idealen Eindruck machen!

Für nähere Informationen wenden Sie sich direkt an die Projektkoordinatiorin

Andrea Rinke
Telefon 09922-802480
E-Mail a.rinke@naturpark-bayer-wald.de

Das Projekt Blühender Naturpark wird durch die Regierung von Niederbayern, Höhere Naturschutzbehörde mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert.

 

Projektbeginn

Am Sonntag, 10.10.2021 gab es einen Kurzbesuch des Bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber im Naturparkhaus Zwiesel. Er überreichte an den Naturparkvorsitzenden Georg Bauer den Förderbescheid für das Projekt „Blühender Naturpark – ein Projekt zum Insekten- und Artenschutz im Naturpark Bayerischer Wald“. Es handelt sich um eines von nur drei Mehrjahresprojekten in Niederbayern. Neuerdings können über die Landschaftspflege- und Naturpark-Förderrichtlinie des Bayerischen Umweltministeriums Mehrjahresprojekte mit bis zu vier Jahren Laufzeit beantragt werden. Mit 753.000 € ist das Naturparkprojekt derzeit das größte, das von Oktober 2021 bis September 2025 in den Landkreisen Regen, Freyung-Grafenau und Deggendorf umgesetzt werden soll. Diese Landkreise unterstützen das Projekt auch finanziell.

Verfahren zur Artanreicherung

  • Mahdgut
  • Druschgut
  • Saatgut
  • weitere Maßnahmen (Sodenversetzung, Rechengut, usw.)

Mahdgut

Die Mahdgutübertragung ist meist kostengünstig, benötigt einiges an Organsisation und überträgt neben den Pflanzenarten auch Insekten, Pilze, Flechten, Spinnen usw.

Bei diesem Verfahren versteht man die Ernte von frischen Grünschnitt auf einer Wiese und die folgende Ausbringung von frischem Grünschnitt auf eine andere Fläche.

Bei der regulären Mahd der Spenderfläche wird der Grünschnitt rasch nach dem Schnitt aufgenommen und anderorts wieder ausgebracht. Je nach Verfügbarkeit kann die Ausbringung mit einem Kurzschnittladewagen oder Festmiststreuer erfolgen. Eine gleichmäßige Verteilung ist wichtig - dies wird per Kreiselzettwender, Silozange und Frontlader erreicht. Ein Nachbessern mit Recheln sollte man einplanen.

 

Druschgut

Eine Wiese, die zur Mahd bereit wäre, wird mit Hilfe eines Mähdreschers gesdroschen. Alternativ kann nach der Mahd der Grünschnitt geschwadet werden und es wird der liegende Schwad gedroschen. Mit diesem zusätzlichen Arbeitschritt können Insekten und andere Tiere flüchten und Samen noch ausfallen.

Die Einstellungen für den Mähdrescher müssen angepasst werden, damit die feinen Samen beim Drusch aufgefangen werden können. Das gewonne Saatgut kann nach der Gewinnung ausgebracht oder eingelagert werden. Bei einer Einlagerung müsste der Drusch getrocknet und abgesackt werden.

Saatgut

Saatgut kann klassisch per Hand, bspw. mit einer Sichel, gewonnen werden oder auch mit Spezialmaschinen.

Die Gewinnung von samenreichen Material mit Spezialmaschinen nennt man Ausbürstung.

Warum wird kein Regio Saatgut verwendet?

Für die Region U19 sind einige wenige Saatgutmischungen erhältlich. Jedoch entsprechen die käuflichen Saaten meist den naturschutzfachlichen und behördlichen Ansprüchen nicht. Durch die große Fläche und Differenzierung im Gebiet U19 konnten bisher nur einige Arten erfolgreich autochthon nachgezogen werden.

Die Artenauswahl wird zwar stetig erweitert, jedoch können mit dem heutigen Stand nur einige wenige Pflanzengesellschaften, meist nur teilweise, durch Regiosaatgut nachgebildet werden.

Weitere Informationen

Viel wissenwertes und nützliches zur Artenübertragung von Wiesenarten und alles rund um die Auswahl von Flächen, geeigneten Methoden, bishin zur korrekten Pflege von Wiesen - finden Sie auf der Homepage der Landesanstalt für Umwelt in Bayern:

LfU - regionaler Artentransfer

(es öffnet sich ein neues Fenster, Sie können sich also weiterhin auf unserer Homepage umsehen)