Rad der Zeit

Die Sage - "Der Fischer vom Arbersee"

Der Fischer klomm wohl den Arber hinan;
Er klomm wohl hinauf zum See,
Zum See, umgürtet mit Fels und Tann'
Und kühler als Nordlands Schnee.

Er barg sich tückisch im Uferrohr
Und warf die Schnur in die Well';
Bald zog er ein zappelndes Fischlein empor;
"Ei grüß' dich, du blanker Gesell'!"

Da rief’s: „Was trennst du vom Liebchen mich los,
Du Mann mit dem falschen Stab:
"Erbarmung"! es spielt sich so lustig im Moos,
Ich bin ja zu fröhlich für’s Grab?

Horch auf! Es schwimmen viel Fischlein hold
Tief unten - tief angle hinein;
Die prangen mit Schuppen von Silber und Gold;
Ihr Auge ist Edelgestein.

Die schlafen des Nachts in korall'nem Bett;
Von Perlen erbaut ist ihr Haus;
Wer solch ein Fischlein gefangen hätt',
Der lachte wohl Könige aus.

"Ho!" sprach der Fischer, "fort, ärmlicher Wicht,
Nur flugs in die Pfütze hinein;
Du sättigst den hungrigen Magen mir nicht;
Mich lüstet's nach Edelgestein."

Und neiget sich vor und neiget sich sehr,
Will langen bis tief in den Schlund;
Da wird ihm das gierige Herz zu schwer,
Er stürzt - und sinket zu Grund.

Drob freute das listige Fischlein sich fast,
Rief seine Gespielen all';
Die kamen von Nord und von Süd zu Gast -
Sie kamen zum Leichenmahl.