Der Grenzbahnhof und seine Geschichte

Veröffentlicht am:

25 Jahre Wiederaufnahme Bahnverkehr – Eisenbahnhistoriker Bernhard Hager hielt einen Vortrag – 40 Interessierte

Bayer. Eisenstein. Der Naturpark Bayerischer Wald und der Über d’Grenz-Verein hatten zu einem Vortrag in den Grenzbahnhof Eisenstein eingeladen. Der Eisenbahnhistoriker Bernhard Hager M.A. aus Frankfurt zeichnete in knapp zwei Stunden ein leidenschaftliches Bild des höchst gelegenen Grenzbahnhofes der Bundesrepublik.

Seine Recherchen brachten teilweise mit verblüffender Gründlichkeit Details an den Tag, mit denen man gar nicht gerechnet hätte oder betonen Dinge, die dem Einheimischen gar nicht mehr auffallen. Beispielsweise handelt es sich um einen Bahnhof, der in zwei Nationen zwei verschiedene Namen trägt. In der Tschechischen Republik findet man ihn unter Alzbetin im Kursbuch, in der Bundesrepublik unter Bayerisch Eisenstein, für ausländische Reisende bisweilen verwirrend. München und Prag liegen ziemlich genau gleich weit, nämlich 210 Kilometer, vom Grenzbahnhof entfernt. Aber war die Strecke München-Prag wirklich die eigentliche Intension des Bahnstreckenbaus? Prag war damals ein Nichts und München eine Hauptstadt eines armen Bezirks. Man hatte eher die Achse Dresden-Verona im Visier und die Böhmischen Braunkohlereviere, verunsicherte Hager die Zuhörer.

Die Sache mit den durchgehenden Zügen betrachtete Hager sehr nüchtern. Seit Bestehen des Bahnhofes habe es nie einen durchgehenden Zug gegeben, nicht einmal einen Kurswagen, das zeige ein Studium aller Kursbücher. Was die Zukunft anbelangt, regte Hager eher zum eigenen Nachdenken an: die Böhmerwaldscheitelstrecke muss fast 300 Höhenmeter mehr überwinden als die Strecke über Furth im Wald, die Brücken sind jetzt saniert, nur was folgt in 20 bis 30 Jahren, wenn deren Lebenszeit abgelaufen ist? Wird man sich hier frühzeitig zweckentsprechend Aufstellen?

Auf spannende Art und Weise warf Hager Schlaglichter auf 1918 und auf 1953, als der Bahnverkehr eingestellt wurde, und auf die Wiedereröffnung 1991. Die treibenden Kräfte vor Ort waren der damalige Bürgermeister Josef Gabriel und der ehemalige Bundestagsabgeordnete Ernst Hinsken. Die Bahn hatte damals alle Hände voll zu tun mit der Eröffnung von vier Strecken in Nordbayern und Bayerisch Eisenstein war kaum im Visier. Mit vielen Details verblüffte Hager darüber hinaus. In der Biographie Kohls hat der 2. Juni 1991 keinen Niederschlag gefunden, so Hager, hingegen der Besuch in Prag 1988, vier Jahre zuvor schon. Es war sicher der Verdienst Ernst Hinskens, den Bundeskanzler nach Bayerisch Eisenstein zu bekommen. Viel zu umfangreich ist die Materie für einen Vortragsabend, das merkten die Besucher schnell. Sicher darf man sich da irgendwann auf eine Fortsetzung freuen.löf

Zurück