Spurensuche im winterlichen Hochwald

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Naturpark und LBV organisierten Vortrag und Exkursion zum Auerhuhn

Bodenmais. Ganz gespannt lauscht Moritz in der ersten Reihe im Veranstaltungsraum des Alten Rathauses in Bodenmais dem Vortrag zum Auerhuhn. Der Zwölfjährige verfolgt interessiert die informativen Ausführungen vom Auerhuhn-Experten Klaus Urban. Und ist schon gespannt darauf, die Welt des großen Vogels zwei Tage darauf hoch oben in den Arberwäldern kennenzulernen.

45 Zuhörer im Rathaus-Dachboden ließen sich am Freitagabend von Klaus Urban die faszinierende Welt des größten heimischen Waldvogels erläutern. Gleich zu Beginn sprach er von einem „Wir“, das Forstwirtschaft, Naturschutz, Gemeinden und Behörden sowie Verbände und alle Erholungssuchende umfasst. Denn nur zusammen kann die weiterhin vom Aussterben bedrohte Tierart im Bayerischen Wald erhalten werden.

Urban stellte zunächst den gesetzlichen Schutzstatus und die Schutzgebiete vor. Hier erläuterte er, wie es zur Ausweisung des Vogelschutzgebietes „Großer und Kleiner Arber mit Schwarzeck“ im Rahmen der europaweiten Initiative Natura 2000 kam. Für die Erstellung des dazugehörigen Managementplanes kartierte Urban von 2007 bis 2011 die Arberregion. Aufgrund der großen Windwurfflächen durch den Sturm Kyrill im Jahr 2007 hat sich der Lebensraum fürs Auerhuhn enorm verbessert. Lichte Wälder, aufgestellte Wurzelteller, reiches Heidelbeervorkommen sorgten dafür, dass sich der Bestand erholen konnte.

Die Forschungsergebnisse aus dem gesamten Böhmerwald mit tschechischer und oberösterreichischer Seite ergaben eine Auerhuhn-Population von gerade mal etwa 500 Individuen. Dies liegt an der Grenze für eine überlebensfähige Population, in der der genetische Austausch noch ausreichend gegeben ist. Eine weitere Beeinträchtigung oder Verinselung der bereits isolierten Population muss also unbedingt vermieden werden. „Beim Schutz des Tetrao urogallus ist speziell Homo sapiens, vor allem in der Ausprägung als Freizeitnutzer, gefragt“, stellte Urban klar. Während die Erholungssuchenden oft auch noch in der Nacht unterwegs sein möchten, will das Auerhuhn Fettreserven sparen, sich möglichst wenig bewegen, erst recht nicht in eiskalten Nächten.

Klaus Urban appellierte an alle Freizeitnutzer, das Querfeldein-Gehen im Lebensraum des Auerhuhns stets zu unterlassen. Diesem Appell schlossen sich Rosemarie Wagenstaller vom LBV und der Gebietsbetreuer für die Arberregion, Johannes Matt, an. In der für die Tiere harten Winter- und Aufzuchtszeit soll das Wegegebot vom 1. November bis 30. Juni eine Entlastung bringen.

Voller Motivation steht Moritz am Sonntagmorgen abmarschbereit mit Schneeschuhen, Wanderstöcken und Rucksack auf der Schareben. Er will noch mehr zum Thema Auerhuhn erfahren

und vor allem Lebensraum und Überlebensstrategie vor Ort kennenlernen. Der Einladung vom Gebietsbetreuer Johannes Matt zu einer Tour von Schareben über markierte Wanderwege über Heugstatt zum Enzian sind 20 Schneeschuhgeher gefolgt.

Mit wachsamen Augen entdeckt Moritz vom Weg aus eine Schneehöhle. Das Auerhuhn gräbt sich eine solche Schneehöhle, um im Schnee vor den eisigen Temperaturen am Arbermassiv geschützt zu sein und möglichst keine Energie zu verbrauchen. Hier sieht Moritz auch Fraßspuren an den Heidelbeersträuchern und Fichten. Während Johannes Matt die historische Entwicklung des Auerhuhns erläutert, findet Moritz hinter einer Fichte sogar Auerhuhnspuren und Losung. Ganz stolz präsentiert er seinen Fund.


Zwischen Heugstatt und dem 1285 Meter hohen Enzian konnten die Wanderer die Lebensraumansprüche des Auerhuhns eindrucksvoll beobachten. Auf engsten Raum benötigt es Altholzbestände, lichte Waldbereiche, hohe Heidelbeervegetation, Totholzinseln, Wurzelteller – und dies alles in einem möglichst kleinräumigen verzahnten Mosaik. Und zudem große ungestörte Ruhebereiche.


Für Moritz war es seine allererste Schneeschuhtour, so dass er sich Schnitzel mit Pommes und den Apfelstrudel auf der Schareben wirklich verdient hatte. Die Veranstaltung klang bei Kaffee und Kuchen aus. Und sie endete mit der Aussage von Moritz, dass er sich für den Schutz des Auerhuhns einsetzen und mal Naturforscher werden will. bb 

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